André Campra: Le Carnaval de Venise (1699)

Grafik Le Carnaval de Venise

Schauplatz: Venedig zur Zeit des Karnevals

Prolog

Ein Festsaal. Große Unordnung, halbfertige Dekorationen, emsige Handwerker.

Ein Koordinator drängt die Handwerker, den Saal schnell herzurichten. Minerva steigt herab, um an einem Fest teilzunehmen, und ist verwundert über das Chaos. Also entscheidet sie, sich selbst um die Organisation des Festes zu kümmern und ruft die Götter der Künste herbei. Die Musik, der Tanz, die Malerei und die Architektur erscheinen mit ihrem Gefolge und errichten eine prächtige Theaterbühne. Minerva fordert den Chor dazu auf, einen ruhmreichen König zu feiern und das Spektakel um ein Fest in Venedig zu erweitern.

  1. Akt

Venedig, Markusplatz.

Léonore macht sich Vorwürfe, Léandre ihre Liebe gestanden zu haben, da er nicht gleichermaßen zu fühlen scheint, und noch dazu fürchtet sie die Rivalität von Isabelle. Diese gibt zu, einen jungen Fremden zu lieben. Als Léonore ihr anvertraut, dass sie ebenfalls einen jungen Fremden liebe, stellt sich heraus, dass es sich bei beiden um Léandre handelt. Jede der beiden Frauen muss nun glauben, von der anderen getäuscht worden zu sein. Sie konfrontieren Léandre gemeinsam mit ihrer Entdeckung, doch dieser weiß sich nicht zu entscheiden. Schließlich wählt er Isabelle und zieht damit die Rachegelüste Léonores auf sich.

  1. Akt

Redoutensaal in Venedig, in dem der Karnevalsspaß stattfinden soll.

Rodolphe, ein in Isabelle verliebter venezianischer Adeliger, ist von Liebe und Eifersucht zerrissen. Léonore bestätigt ihm seinen Verdacht, als sie ihm sagt, sie selbst sei von Léandre betrogen worden. Rodolphe und Léonore beschließen, sich zu rächen.

Fortuna erscheint, gefolgt von einer Gruppe von Spielern aller Nationen.

Nacht. Blick auf verschiedene Paläste und Balkone.

Rodolphe hat sich postiert, um seinen Rivalen auszuspähen. Léandre erscheint zusammen mit einer Gruppe von Musikern, um Isabelle ein abendliches Ständchen zu bringen; sie singen ein italienisches Trio. Isabelle antwortet singend von ihrem Balkon. Rodolphe, der die Szene heimlich beobachtet, entbrennt darüber in Zorn und verspürt nun noch stärker den Wunsch, sich zu rächen. Isabelle bekundet ihren Hass für ihren ehemaligen eifersüchtigen Liebhaber Rodolphe und ahnt nicht, dass sie nicht zu Léandre, sondern zu eben jenem spricht. Da kommt Rodolphe aus seinem Versteck und fleht Isabelle an, doch sie weist ihn zurück. Alleingelassen, bereitet Rodolphe seine Rache vor.

  1. Akt

Ein von prächtigen Palästen gesäumter Platz in Venedig, auf den mit Gondeln befahrene Kanäle zulaufen.

Léonore ist zwischen ihrer Liebe und dem Wunsch nach Rache hin- und hergerissen. Als Rodolphe ihr mitteilt, dass er seinen Rivalen getötet habe, bedauert sie, sich der Eifersucht hingegeben zu haben, und stößt Rodolphe voller Abscheu von sich. Dieser entschließt sich, auch Isabelle die Nachricht vom Tod Léandres selbst zu überbringen.

Divertissement von Castellani und Gondolieri mit Pfeife und Tambourin. Nachdem die Castellani ihre Gegner besiegt haben, drücken sie ihre Freude mit einem Tanz aus.

Isabelle hat vom Tod Léandres erfahren und trauert. Gerade will sie sich mit einem Stilett selbst töten, als unerwartet Léandre erscheint und sie davon abhält. Er erklärt ihr, dass der beauftragte Mörder sich geirrt und den Falschen getötet habe. Isabelle und Léandre schwören sich ihre Liebe, und Léandre schlägt vor, gemeinsam mit einer Gondel zu fliehen, während man im Theater die Orpheus-Geschichte und anschließend einen großen Ball gebe.

Orpheus in der Unterwelt

Ein mit einem Tuch verhängtes Theater wird mitsamt seinen Zuschauern herabgelassen.

Plutos Palast.

Pluto wurde vor der Ankunft eines Sterblichen gewarnt und ruft die Gottheiten der Unterwelt herbei. Er wird vom Gesang Orpheus‘ gestört, der ihn darum bittet, ihm Eurydike zurückzugeben. Pluto willigt unter der Bedingung ein, dass Orpheus sich auf dem Weg hinaus nicht nach ihr umdrehen dürfe. Eurydike erscheint und bittet Orpheus, sie anzusehen – als dieser das tut, trennen die Dämonen die beiden für immer.

Ball

Ein prächtiger Saal. Der Karneval tritt auf, eine Gruppe von Masken verschiedener Nationen anführend.

Die Masken beginnen einen ernsten Tanz, doch der Karneval fordert mehr Fantasie. Da wird ein prachtvoller Triumphwagen von komischen Masken auf die Bühne gezogen, die sich dem Tanz anschließen.